WIELAND GIEBEL - REISETAGEBUCH, SEITE 4
 
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Öl gibt es reichlich, und wo Öl ist, sind auch die Amerikaner nicht weit. In irakisch Kurdistan wurden in den vergangenen Monaten erneut große Ölvorkommen prosperiert.

Man könnte den Besuch auch eher klassisch ausrichten und das alte Mesopotamien besichtigen, das Zweistromland. Ich bin in den wenigen Tagen nicht dazu gekommen.

Meine Reiseroute. Mit dem Flieger über Istanbul nach Diyarbakir, dann mit Bus und Taxi in den Irak. Ganz unten in diesem Bericht steht, wie man das mit einem einfachen Paß praktisch und für nur 179 Euro schafft.

Arbil, die Hauptstadt irakisch Kurdistans und Mosul, wo die „irren Araber“ Chaos verbreiten, liegen dicht zusammen und sind völlig unterschiedliche Welt. Kurdische Grenzkontrollen und der Geheimdienst sorgen dafür, daß Kurdistan clean bleibt.

Von der Kriminalität türkischer junger Männer in Kreuzberg ist hier nichts zu merken. In Kreuzberg erlebe ich die Aggressionen, Unverschämtheiten, kriminellen Aktivitäten täglich. Wo sind in Deutschland die Leute, die sich hier in Diyarbakir ganz offensichtlich um Stadtentwicklung kümmern? Bei allen unseren planerischen, bürgerlichen Aktivitäten in Kreuzberg sind die Türken (einschließlich Kurden?) nicht zu aktivieren.
Ich fahre in das Gebiet, das in Deutschland unter dem Begriff „Flugverbotszone“ bekannt ist. Dort wurden vor dem aktuellen Irakkrieg immer wieder irakische Flugzeuge von den amerikanisch-britischen Truppen abgeschossen oder umgekehrt versuchten die Iraker, die Amerikaner abzuschießen. Die Flugverbotszone war keine Einrichtung der UN, sondern eine amerikanisch-britische. Damit wurde Südkurdistan, der Norden Iraks, geschützt, in eine Sonderstellung gebracht. Wenn ich hier in Diyarbakir sage, ich will nach Erbil, ist das ganz normal. Am Flughafen hoffen die Taxifahrer sofort auf eine gute Fahrt an die irakische Grenze (100 Dollar). Man sieht mir genau an, was ich will. Ich will aber reisen, nicht Taxi fahren.

Der Bus nach Silopi (sprich etwa Sloopy) am Busbahnhof von Diyarbakir ist um 12 Uhr ausverkauft, ich muß drei Stunden auf den Bus um 15 Uhr warten. Dadurch ist es auf der Fahrt leider schon überwiegend dunkel.
Am Busbahnhof ist Sonntagsstimmung. Mehr Männer in Anzügen, die Frauen tragen teils Kopftuch, teils nicht. Ganz unterschiedlich und ohne besondere Betonung. Aufgebrezelte Türkinnen wie in Kreuzberg gibt es natürlich nicht. In Istanbul in der Art auch nicht. Ob ich hier am Busbahnhof ein Internet habe, fragen die Männer, die mit immer Mal über die Schulter gucken kommen, bevor sie sich kurz in die Büsche am Rande des Busparkplatzes schlagen.

Junge Frauen lesen beim Warten auf den Buch. Alle Busse sind neu, bequem, man kann große Strecken damit fahren und wird gut und freundlich versorgt. Internetcafés gibt es in jeder kleinen Stadt, auch später in der Grenzstadt Silopi.

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