WIELAND GIEBEL - REISETAGEBUCH, SEITE 3
 
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In den Altstadtgassen spielen Jungen und Mädchen Fußball. Sie reden kurz mit mir, fragen nicht nach Geld und lassen mich dann meiner Wege gehen.

Wie bei meinen Besuchen in Istanbul und an der touristischen Südküste habe ich den Eindruck, daß es gar kein Problem wäre, die Türkei in die EU aufzunehmen. Türkisch ist es ja nicht. „Hier kurdisch“, sagt der Taxifahrer am Busbahnhof. Leider geht es mit der Verständigung nicht weiter. Ich wüßte gern, was aktuell mit Öcalan ist, weil ich ihn heute morgen auf dem Titel einer Zeitung gesehen habe. Englisch geht aber nicht. „Amerika: Bush. Kurdistan: Öcalan.“ Ja, das wußte ich auch.

Öcalan in der Zeitung und ich verstehe nicht, worum es gehen könnte. Ihm, der kein kurdisch spricht, geht es so ganz gut, er lebt auf einer (Gefängnis-) Insel und kann Besuch empfangen.

Knusprige Sesamkringel am Sonntagmorgen

In den Park kommt ein junger Mann mit seinen Studienunterlagen und lernt, Sonntag neun Uhr.

Die einzigen, die englisch sprechen, sind junge Frauen, selbst bei Kindern ist es schon so. Sie überholen die jungen Männer auch hier. Für die Aufnahme in die EU spricht, daß sich dieses Land im Aufbruch befindet, wo man auch am Sonntagmorgen den Eindruck hat, es geht vorwärts. Diyarbakir war viele Jahre Sperrgebiet. Nach Silopi kam man nur mit Spezialgenehmigung. Alles ist neu, erst in den letzten Jahren der Ruhe aufgebaut, seitdem das türkische Militär und der Repressionsapparat (weitgehend? sichtbar? oberflächlich?) zurückgezogen wurden.

Das Siedlungsgebiet der Kurden, die keine Araber sind, vielleicht aus dem Iran kommen könnten, erstreckt sich von der Türkei und Syrien über den Irak bis nach Persien, also den Iran. Einen kurdischen Staat hat es noch nicht gegeben.

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